Meinung

Der neue Russenhass in Deutschland: Tschaikowski, Puschkin und Co. – wirklich alles Untermenschen?

Mit dem 24. Februar 2022 wurde auch ein für Deutschland typischer Rassismus wieder hoffähig. Der slawische Untermensch ist zurück. Die Entwicklung deutet auf ein tiefes, deutsches Trauma. Man ist generell bereit zur Unterwerfung, aber nicht gegenüber dem Russen.
Der neue Russenhass in Deutschland: Tschaikowski, Puschkin und Co. – wirklich alles Untermenschen?Quelle: www.globallookpress.com © Christoph Hardt via www.imago-im

Von Gert Ewen Ungar

Toleranz, Offenheit und Diversität sind zentrale Werte, für die sich Deutschland im Inland, vor allem aber im Ausland starkmacht. Rechte von LGBT-Personen, Willkommenskultur gegenüber Flüchtenden, Frauenanteil in Aufsichtsräten, Kampf gegen Rassismus, Stigmatisierung und Ausgrenzung. Deutschland hat aus seiner Geschichte gelernt und setzt sich nun aktiv gegen jede Form der Unterdrückung ein, glaubt man zumindest in den entsprechenden linksliberalen Milieus. 

Allerdings brachte der 24. Februar 2022 etwas an den Tag, das eine ganz andere Sprache spricht. In Deutschland gibt es eine latente, typisch deutsche Form von Rassismus, der in Friedenszeiten unter der gesellschaftlichen Oberfläche dämmert und sich am 24. Februar schlagartig neue Geltung verschaffte. Der wilde, barbarische, unzivilisierte Russe ist zurück. Mit dem 24. Februar betrat der slawische Untermensch erneut die deutsche Bühne. 

Dabei ist es auffallend, dass jene, die sich sonst für Antidiskriminierung und Gleichberechtigung einsetzen, nun mit Rassismen um sich werfen, die sie in anderen Kontexten sofort unterdrücken würden. Insbesondere die Anhänger der Grünen, aber auch Teile der Linken lassen in den sozialen Netzwerken ihren Ressentiments gegenüber Russen freien Lauf.

Ein großer Teil der deutschen Berichterstattung über diesen Krieg wurzelt in genau jenem Rassismus, der auch schon den Generalplan Ost und die Belagerung von Leningrad möglich gemacht hat. Deutsche Medien bedienen sich fleißig, unreflektiert und vollkommen hemmungslos bei ihren unbewiesenen Anschuldigungen von russischen Kriegsverbrechen aus der Klischee-Kiste. Der Russe raubt, brandschatzt und vergewaltigt – ohne jede Vernunft. Russland ist ein barbarisches, unzivilisiertes Land. Es fehlt an allem. Aus diesem Grund bringen russische Soldaten sogar Toilettenschüsseln und alte Röhrenfernseher von ihrem Feldzug mit nach Hause.

In Deutschland fällt derartiger Unsinn auf besonders fruchtbaren Boden, in den sozialen Netzwerken werden derartige Desinformationen ungehindert verbreitet, ohne dass eine zu anderen Themen immer strenger werdende Zensur sie filtern oder verhindern würde. Man misst mit einem anderen Maß, wenn es um Russland geht. 

An der offenen Diskriminierung von Russen und russischsprachigen Menschen in Deutschland, die kurz nach Beginn der Militäroperation fast schon pogromartige Formen angenommen hat, lässt sich erkennen, mit welchen doppelten, verlogenen Standards die deutsche Öffentlichkeit misst.

Während russische Einrichtungen aus Angst vor Anschlägen geschlossen blieben, russische Läden beschmiert wurden, sowjetische Denkmäler geschändet und der "Tod aller Russen" gefordert wurde, sodass sich die russische Botschaft in Berlin gezwungen sah, eine Hotline für die Opfer antirussischer Gewalt einzurichten, bleibt es bei den zahllosen Überfällen der USA auf andere Länder in Deutschland still. 

US-Amerikaner werden nicht gemeinsam in Haftung genommen, die Supermarktketten lassen Produkte US-amerikanischer Herkunft selbstverständlich im Regal. Filme aus Hollywood werden weiterhin gezeigt, Musik aus den USA weiterhin gespielt. Anders bei Russland. Da steht plötzlich alles infrage. Darf man Tschaikowski noch aufführen? Ist Tschechow noch möglich? Russische Sprachkenntnisse machen verdächtig, Kontakte nach Russland sowieso.

Dabei sind die Beweise für tatsächliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch US-Soldaten erdrückend. Die USA foltern nachgewiesen. Die Bilder aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib haben der Welt gezeigt, zu welch barbarischer Brutalität die Soldaten der US-Armee fähig sind. Die USA haben Teile Nordsyriens besetzt und beuten die dortigen Ölquellen aus – auf den empörten Aufschrei der deutschen Politik wartet man vergebens, die deutsche Öffentlichkeit nimmt all das gelassen hin. Gegenüber den USA ist man bereit zur Unterordnung, erkennt seinen Status als Vasall an und schweigt auch zu schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit.  

Auch die Völkerrechtsbrüche durch Israel werden nicht nur nicht verurteilt, sondern es werden im Gegenteil diejenigen abgestraft, die wegen der fortgesetzten Verstöße gegen das Völkerrecht einen Boykott israelischer Waren fordern. So rufen deutsche Politiker wie die grüne Staatssekretärin für Kultur und Medien Claudia Roth zum Boykott der Konzerte von Künstlern wie beispielsweise Roger Waters auf, der sich Israel-kritisch äußerte und die BDS-Bewegung unterstützt. 

Roth zeigte sich bei einem Besuch in Odessa tief besorgt über die mögliche Zerstörung von Kunst- und Kulturgütern durch einen möglichen russischen Angriff. Zum Abriss von sowjetischen Denkmälern und Zeugnissen der russischen Kultur durch ukrainische Nationalisten schweigt Roth allerdings beharrlich. Die diskriminierenden ukrainischen Sprachgesetze sind ihr keine Erwähnung wert. Es geht gegen Russen, russische Kultur und russische Tradition. Da drückt man insbesondere als grüne Staatsministerin beide Augen zu und schaut höflich weg. Diese doppelten Standards machen deutsche Politik natürlich völlig unglaubwürdig.

Gegenüber den überdeutlichen Zeichen, dass es sich bei der Ukraine um ein Land handelt, das vom Geist des Faschismus durchdrungen ist, verschließt man in Deutschland beharrlich die Augen. Man bezeugt so, dass es mit dem Lernen aus der eigenen Geschichte nicht wirklich gut geklappt hat. 

Auch die deutschen Medien, sonst penibel politische Korrektheit achtend, ziehen beim Thema Russen und Russland die Samthandschuhe aus. Offen rassistische Positionen dürfen dann unwidersprochen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorgetragen werden. Die Politikwissenschaftlerin Florence Gaub behauptete in einer Sendung des Moderators Markus Lanz, Russen würden lediglich wie Europäer aussehen, seien aber kulturell keine, denn sie hätten ein anderes Verhältnis zu Gewalt und Tod.   

Der 24. Februar 2022 hat Deutschlands massives Rassismusproblem an den Tag gebracht. Es ist umfassend, es ist latent und es ist vor allem in keiner Weise aufgearbeitet. Dabei fehlt es den Deutschen nicht an der Fähigkeit zum Vasallentum. Am devoten Verhältnis gegenüber den USA und Israel wird das deutlich. 

Aber dass es nun ausgerechnet Russland ist, das offenkundig erneut die Kraft hat, den europäischen Kontinent zu formen und zu gestalten, das will man in Deutschland nicht hinnehmen. Man wähnt sich in überlegener Position. Der Hass, der sich auf Russland und Russen ergießt, deutet auf ein tiefes deutsches Trauma, das sich in Rassismus entlädt. 

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.