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Vom Pleitekandidaten zur Impfhoffnung? Novavax will neuartiges Corona-Vakzin auf den Markt bringen

Die COVID-19-Pandemie hat die Menschheit weiterhin fest im Griff. Für das US-Biotechunternehmen Novavax eine Chance, auch noch vom globalen Impfstoffbedarf zu profitieren. Das Unternehmen wartet dabei mit einem Corona-Impfstoff auf, der weder die mRNA- noch die Vektor-Technologie nutzt.
Vom Pleitekandidaten zur Impfhoffnung? Novavax will neuartiges Corona-Vakzin auf den Markt bringenQuelle: AFP © Justin Tallis

Laut offiziellen Verlautbarungen wird die COVID-19-Pandemie die Menschheit noch lange in Atem halten. Darauf baut auch das US-Biotechnologieunternehmen Novavax. Mit seinem Corona-Vakzin NVX-CoV2373 könnte es dem Branchenprimus Pfizer, aber auch Unternehmen wie Moderna durchaus noch Konkurrenz machen.

Das zweimal zu spritzende NVX-CoV2373 ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Corona-Vakzinen weder ein mRNA-Impfstoff noch ein Vektor-Impfstoff wie etwa der von AstraZeneca: Das Vakzin enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor synthetisch hergestellten Version des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 bestehen.

Wird einem Menschen das Präparat gespritzt, soll das Immunsystem die Proteinpartikel als fremd erkennen und natürliche Abwehrkräfte – Antikörper und T-Zellen – gegen sie produzieren. Laut dem Paul-Ehrlich-Insitut (PEI) enthalte das Vakzin "zudem ein Adjuvans (Matrix M1-Adjuvans), eine Substanz, die die Immunantwort auf den Impfstoff verstärkt".

Wie das US-Unternehmen bereits Mitte Juni mitteilte, liege die Wirksamkeit des Präparats nach eigenen Studienergebnissen bei gut 90 Prozent gegen den Wildtyp und die Varianten des Erregers SARS-CoV-2. Zudem ist das Vakzin demzufolge relativ leicht zu transportieren und zu lagern. Bei der dpa hieß es allerdings im Juni:

"Da die USA allerdings bereits ausreichend Impfstoff zur Verfügung haben, wird erwartet, dass das Novavax-Präparat vorrangig anderswo eingesetzt werden wird."

Das "anderswo" liegt vor allem im Globalen Süden. Die sogenannte Impfallianz Gavi hatte bereits im Mai einen Vorvertrag mit Novavax über die Lieferung von 350 Millionen Impfdosen an das internationale Corona-Impfprogramm COVAX abgeschlossen. Entsprechende Zulassungen liegen bislang für die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, AstraZeneca, Johnson & Johnson und Moderna vor. Zu den Aussichten erklärte der Entwicklungschef des Unternehmens, Gregory Glenn, im Juni:

"Wir glauben, dass unser Impfstoff viel Gutes bewirken könnte – insbesondere durch diesen COVAX-Mechanismus, der es uns ermöglichen würde, unseren Impfstoff in den ärmsten Teilen der Welt zu verteilen."

Man arbeite nun "sieben Tage die Woche hart daran, das zu ermöglichen". Der Branchendienst Fierce Pharma formulierte die Erwartungen an die Märkte des Globalen Südens wie folgt:

"Die COVID-19-Impfung von Novavax wird in den USA kaum eingesetzt werden, aber ein großer globaler Markt erwartet sie."

Parallel dazu soll nach wie vor auch der transatlantische Markt erobert werden. Bereits seit Februar prüft die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den proteinbasierten Impfstoff.

"Obwohl die EMA die Gesamtdauer nicht vorhersagen kann, sollte die Bewertung eines eventuellen Antrags aufgrund der während der laufenden Prüfung geleisteten Arbeit (Rolling-Review-Verfahren) weniger Zeit als üblich in Anspruch nehmen."

Wie berichtet wird, soll eine "Notfallzulassung" für die USA, Großbritannien und "Europa" nun Ende des dritten Quartals 2021 vorliegen. Dem US-Magazin Forbes zufolge werde die Nachfrage nach dem Impfstoff von Novavax aufgrund der Entstehung "besorgniserregender neuer Coronavirus-Varianten" und "eines relativ langsamen Tempos bei der Impfung außerhalb der USA" wahrscheinlich "stark bleiben".

Auch US-Milliardär Bill Gates zeigt sich angetan vom Potenzial des Novavax-Impfstoffs gegen Virus-Varianten – und stellte gleichzeitig infrage, "ob eine dritte Dosis eines Impfstoffs ausreichen würde, um vor neuen Varianten zu schützen".

Für das 1987 gegründete US-Unternehmen ein Segen, vor allem da man bislang "noch kein kommerzielles Produkt" herstellen und auf dem Markt platzieren konnte. Vor 16 Jahren war das hauseigene Produkt eine Creme für Frauen nach der Menopause, die mit Hitzewallungen zu kämpfen haben. Das Produkt entwickelte sich zum Ladenhüter und Novavax schrammte zum ersten Mal an der Pleite vorbei.

Noch 2019 scheiterte dann die Entwicklung eines Vakzins gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). RSV gilt als die häufigste Ursache für Entzündungen der Atemwege vor allem bei Kleinkindern. Für das Unterfangen hatte das Biotechunternehmen 89 Millionen US-Dollar von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung erhalten.

Dann erhielt das strauchelnde Unternehmen für die Entwicklung eines Corona-Vakzins eine Finanzspritze durch die US-Regierung in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar.

Geplant ist mit den Geldern nun die Produktion von monatlich 100 Millionen Impfdosen zum Ende des dritten Quartals, wobei die Herstellung auf monatlich 150 Millionen Dosen zum Ende des vierten Quartals gesteigert werden könne. Und auch die Aktionäre freuen sich nun über den Wiederaufstieg des US-Unternehmens. So rät etwa das Finanzportal ETF-Nachrichten zum Kauf der Novavax-Aktie und schrieb:

"Das US-Biotechunternehmen stand einst kurz vor der Pleite. Mittlerweile befindet sich Novavax aber wieder auf einem guten Weg. Die Hoffnung vieler Anleger ruht derzeit auf dem sich in der Entwicklung befindlichen Corona-Vakzin des Unternehmens."

Zwischen "Montagnachmittag und Montagabend" sei der Kurs der Aktie "von 160 auf zwischenzeitlich über 185 Euro hochgeschnellt".

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