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Merkwürdiger Deal mit Bulgarien: Kiew kauft heimlich Nukleartechnologie

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat während seiner Visite in Bulgarien letzte Woche einen merkwürdigen Deal eingefädelt: Die Ukraine kaufe eine unfertige russische AKW-Anlage, die einst für ein bulgarisches Atomkraftwerk bestimmt war. Wozu braucht die Ukraine das lose Drittel eines Reaktors?
Merkwürdiger Deal mit Bulgarien: Kiew kauft heimlich NukleartechnologieQuelle: Gettyimages.ru © Steve Allen

Von Sergei Sawtschuk, RIA Nowosti

Vor dem Hintergrund der Türkeireise von Wladimir Selenskij fand sein Besuch in Bulgarien, wo nicht weniger interessante Ereignisse stattfanden, zu Unrecht wenig Beachtung. In Sofia brachte der ukrainische Präsident seinen Wunsch zum Ausdruck, die Ausrüstung zu kaufen, die ursprünglich für den Bau des Kernkraftwerks Belene vorgesehen war. Das für die Bulgaren lebenswichtige Projekt wurde nie in Angriff genommen. Es handelt sich um zwei Reaktoren des Typs WWER-1000 aus russischer Produktion, für die Kiew bereit ist, 600 Millionen Dollar zu zahlen.

Lassen wir einmal die Tatsache beiseite, dass Kiew russische Technologie erwerben will, obwohl es bereits 2015 feierlich geschworen hat, nie wieder mit Moskau in dieser Richtung zusammenzuarbeiten. Damals unterzeichnete Präsident Poroschenko das entsprechende Dekret.

Die Geschehnisse erinnern stark an die volkstümliche Redewendung "Krieg auf der Krim, alles ist im Rauch, man sieht nichts", die während des Krimkriegs 1853–1856 aufkam. Die Tatsache, dass unser Land erneut mit dem kollektiven Westen konfrontiert ist, der Russlands Erstarken um jeden Preis verhindern will, verleiht dem Ganzen einen beträchtlichen historischen Anstrich. Versuchen wir zu verstehen, was hinter dieser äußerst merkwürdigen Vereinbarung steckt und vor allem, wozu sie führen könnte.

Bulgarien, Weltmeister im Sich-ins-Bein-Schießen

Dieses wunderbare Land ist von unseren Medien völlig unverdient in Vergessenheit geraten, obwohl die Bulgaren in der Disziplin "sich selbst in den Fuß schießen" fest an erster Stelle stehen und alle möglichen Konkurrenten weit hinter sich lassen. Im Wirbel der Ereignisse der letzten zwei Jahre ist irgendwie in Vergessenheit geraten, dass Sofia ganz bewusst drei gemeinsame Projekte mit Russland abgelehnt hat, die ohne jede Übertreibung seine Position auf der europäischen Bühne radikal hätten verändern können.

Zunächst bot Moskau den Bulgaren an, die Druschba-Pipeline in ihr Land zu führen, nämlich durch den Bau eines Abzweigs von der südungarischen Route. Wenn man bedenkt, dass der Anteil russischer Erdölprodukte an der bulgarischen Energiebilanz damals 95 Prozent betrug, kann man die Attraktivität des Vorschlags einschätzen.

Dann wurde über den Bau der South-Stream-Gaspipeline verhandelt, die die Abhängigkeit vom Öl verringern und den Energiesektor auf umweltfreundliches und billiges Gas umstellen sollte.

Das erste Projekt, das 2008 ausgearbeitet wurde, war jedoch der Bau des zweiten Kernkraftwerks Belene, mit dem Sofia zwei Kraftwerksblöcke und eine zusätzliche Leistung von zweitausend Megawatt erhalten und das grünste Land der EU werden sollte. Die Ausschreibung wurde von unserem Unternehmen Atomstroiexport gewonnen, das zwei WWER-1000-Reaktoren für nur vier Milliarden Euro anbot.

In allen drei Fällen erhielt Sofia einen direkten Befehl aus Washington, meldete Gehorsam und zerriss einfach die bereits abgeschlossenen Verträge, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, den entsprechenden Abschnitt des Abkommens zu lesen.

Das Ergebnis war, dass weder Druschba noch South Stream jemals gebaut wurden, dass die amerikanische Westinghouse anstelle von Rosatom in das Projekt einbezogen werden sollte und dass die Kosten für das Kernkraftwerksprojekt Belene gestiegen sind. Von vier auf fast acht Milliarden Euro. Das Tüpfelchen auf dem "i" war die Klage von Atomstroiexport vor einem Pariser Schiedsgericht, das 2016 die Bulgaren dazu verpflichtete, der russischen Seite 600 Millionen Euro Vertragsstrafe zu zahlen. Nachdem Moskau das Geld erhalten hatte, übergab es der bulgarischen Seite vereinbarungsgemäß einen Teil der vertraglich vereinbarten Ausrüstungsgegenstände genau für den genannten Betrag.

An dieser Stelle ist es notwendig, ein kritisches Detail hinzuzufügen, ohne das die weitere Erzählung keinen Sinn ergibt.

So verkaufen die Unternehmen von Rosatom im Jahr 2023 schlüsselfertige Reaktoren an China im Rahmen komplexer Projekte zu einem Preis von etwas mehr als einer Milliarde Dollar pro Einheit. Dementsprechend wurde den Bulgaren ein fiktives Drittel der erforderlichen Ausrüstung für 600 Millionen geliefert. Eine Analogie zum besseren Verständnis: Anstelle eines ganzen Autos erhielt der Käufer zwei Räder, eine Motorhaube, einen Blinker und einen Wagenheber. Mit anderen Worten: Sofia verfügt jetzt nicht über eine Komplettlösung, sondern nur über einzelne Teile, die nur Rosatom zu einem funktionierenden Kraftwerksblock zusammenfügen kann.

Was will die Ukraine mit der unfertigen AKW-Anlage?

Da der Deal bereits in Washington in Abwesenheit abgesegnet wurde, können sich die Bulgaren endgültig von dem Traum verabschieden, zu den Zahlen der frühen Nullerjahre zurückzukehren, als bis zu 45 Prozent des Stroms auf Basis des Atoms erzeugt wurden (heute sind es 18 Prozent). Wie bei allen anderen energiebezogenen Hoffnungen.

Was die ukrainische Seite betrifft, sind die Dinge etwas komplizierter.

Es sieht eher nach einer Art Entschädigung für Bulgarien für seinen Gehorsam aus, der zu kritischen Verlusten geführt hat. Da Kiew über keinerlei eigene Mittel verfügt und der Kauf offensichtlich aus dem nächsten westlichen Finanzhilfepaket bezahlt werden soll, ist diese Option die erste, die vorgeschlagen wird. Alle sind im Plus – die Bulgaren haben zwar kein neues AKW bekommen, aber immerhin haben sie ihre Investition zurückerlangt, die Ukraine hat den Schuldenhaken noch tiefer geschluckt, und die USA und die EU haben sie noch fester an sich gebunden.

Die ganze Geschichte zeigt auch deutlich, dass die Vereinigten Staaten inzwischen physisch nicht mehr in der Lage sind, Kernkraftwerke zu bauen, was bedeutet, dass alle Projekte mit amerikanischer Beteiligung in Bulgarien, Polen und der Tschechischen Republik mit Mottenkugeln bestreut und eingelagert werden können.

Der Fairness halber sei angemerkt, dass Reaktoren aus Bulgarien im KKW Chmelnyzkyj eingesetzt werden könnten, doch ist diese Möglichkeit nur theoretisch. Moskau bot Kiew einst das Projekt B-392B an, das die Modernisierung von zwei Kraftwerksblöcken im KKW Chmelnyzkyj und den Bau von zwei weiteren vorsah, aber aus rein politischen Gründen blieb es auf dem Papier.

Heute erklären westliche Analysten den Kauf der Ausrüstung, die seit acht Jahren unter freiem Himmel liegt, damit, dass Westinghouse mit Unterstützung der französischen EDF in der Lage sein wird, sie in funktionierende Kraftwerksblöcke umzuwandeln. Indirekt deutet dies darauf hin, dass der Pool der westlichen Kuratoren in Kiew sich endlich mit dem Verlust des KKW Saporischschja abgefunden hat und bereit ist, jedes noch so unwahrscheinliche Projekt in Betracht zu ziehen, um den Verlust irgendwie zu kompensieren. Selbst wenn diese Projekte zum Scheitern verurteilt sind, kann man mit ihnen mehr als eine Milliarde Dollar verdienen. Zahlen muss Washingtons neuer Freund und Partner. 

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 11. Juli auf ria.ru erschienen. 

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