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Nach Selenskijs Rede im griechischen Parlament: Empörung wegen Ansprache eines Asow-Mitglieds

Die Rede des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij am Donnerstag vor dem griechischen Parlament sorgt im Land für Diskussionen und Empörung. Der Grund ist die Verknüpfung des Auftritts von Selenskij mit einer Videobotschaft auch eines Mitglieds des rechtsextremen Asow-Bataillons der Ukraine.
Nach Selenskijs Rede im griechischen Parlament: Empörung wegen Ansprache eines Asow-MitgliedsQuelle: AFP © Louisa Gouliamaki

Mehrere griechische Politiker haben ihre Empörung zum Ausdruck gebracht, nachdem ein Mitglied des rechtsextremen Asow-Bataillons mit einer Botschaft an die Parlamentarier während einer Videokonferenz zwischen dem griechischen Parlament und dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij am Donnerstag zugeschaltet wurde.

Zunächst dankte der ukrainische Präsident Selenskij in seiner Ansprache Athen dafür, gegen Russland Sanktionen verhängt zu haben und bat die Griechen zugleich um noch mehr Unterstützung. So sollen die Häfen der europäischen Städte für russische Schiffe geschlossen werden. Zugleich forderte er Athen auf, den Einfluss Griechenlands in der EU zu nutzen, um "unser gemeinsames Erbe" in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol zu bewahren.

Dabei hob der 44-Jährige die gemeinsame Geschichte beider Länder mit den Worten hervor, dass "die Ukraine eines der orthodoxen Länder ist, das von den Griechen christianisiert wurde". In der ukrainischen Kultur und Geschichte werde sich zeigen, so Selenskij, "dass wir einen großen Teil unserer Geschichte verlieren werden, wenn wir die von den Griechen eingebrachte Kultur verlieren". Dabei unterstrich er auch die wichtige Rolle der großen griechischen Minderheit "im Kampf um Mariupol".

Nach diesem ersten Teil seiner Rede mit dem offensichtlichen Versuch, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hervorzuheben, ließ Selenskij dann eine Videobotschaft von zwei vermeintlichen ukrainisch-griechischen Kämpfern einspielen, von denen einer erklärte, er sei Mitglied des Asow-Regiments, das bekanntermaßen als rechtsextrem berüchtigt ist.

Nach der Sitzung erklärte der griechische Regierungssprecher Giannis Oikonomou via Kurznachrichtendienst Twitter:  "Die Einbindung der Botschaft eines Mitglieds des Asow-Bataillons war falsch und unangemessen."

Griechenlands größte Oppositionspartei SYRIZA dagegen reagierte noch schärfer und protestierte vehement gegen den Auftritt des Neonazi-Kämpfers. Mehrere Mitglieder der Fraktion hätten Berichten zufolge die Sitzung während der Rede aus Protest verlassen. SYRIZA-Chef Alexis Tsipras erklärte: 

"Die Rede von Mitgliedern des Neonazi-Bataillons Asow im griechischen Parlament ist eine Provokation. Die absolute Verantwortung liegt beim Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis. Er hat von einem historischen Tag gesprochen, aber es ist eine historische Schande. Solidarität mit dem ukrainischen Volk ist eine Selbstverständlichkeit. Aber die Nazis dürfen im Parlament nicht zu Wort kommen."

Olga Gerovasili, Sekretärin der Parlamentsfraktion von SYRIZA, erklärte nach der Rede: "Heute haben wir mit Respekt und Solidarität dem demokratisch gewählten Präsidenten der Ukraine, Herrn Selenskij, zugehört, der sich der russischen Invasion in der Ukraine widersetzt und dem wir unsere Unterstützung zusichern." Sie fügte hinzu, dass es darüber hinaus "jedoch inakzeptabel" sei, dass sich neben Präsident Selenskij auch ein Mitglied des Asow-Bataillons an das griechische Parlament wenden durfte.

SYRIZA werde laut Gerovasili das Parlament um eine offizielle Erklärung bitten, warum diese Person an der Videokonferenz teilgenommen habe und ob jemand von der Einbindung dieser Person wusste, die sie zugleich als "großen Fehler" bezeichnete.

Der fragliche Soldat gab sich nur mit dem Vornamen Michael zu erkennen und behauptete, er sei ein ethnischer Grieche, der in Mariupol geboren wurde und nun als Mitglied des Asow-Bataillons an der Verteidigung der Stadt gegen "russische Nazis" teilnehme, bevor er anfügte, sein Großvater hätte im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis gekämpft.

Das griechische Parlament teilte mit, man sei nur zehn Minuten vor der Videoansprache des ukrainischen Präsidenten über die Reden der beiden Ausländer informiert worden und hätte keine näheren Informationen dazu übermittelt bekommen.

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