Deutschland

Lauterbach zu Übersterblichkeit in Deutschland: "Das wird genau untersucht"

Neben den massiven Nebenwirkungen der sogenannten COVID-Impfstoffe gilt die statistische Übersterblichkeit in Deutschland als ein weiteres Tabuthema bei der "Corona-Aufarbeitung". Das BMG samt Minister Lauterbach suchen angeblich intensiv nach möglichen Gründen. Stimmt das?
Lauterbach zu Übersterblichkeit in Deutschland: "Das wird genau untersucht"Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Von Bernhard Loyen

Die Coronapandemie erfährt in Bezug einer inhaltlichen Aufarbeitung nur bedingten Aktivismus seitens der verantwortlichen Politik. Eine dringend zu klärende Frage lautet zum Beispiel, worin die Gründe für die statistisch belegte auffällige Übersterblichkeit im Land zu finden sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erläuterte während einer Befragung von Regierungsmitgliedern Ende Mai im Bundestag seine Sicht auf die bedenkliche Realität. Der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring befand die Antworten des Ministers als unbefriedigend und hakte diesbezüglicher Thematik schriftlich beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) in Berlin nach.

Lauterbach wurde während der Bundestagssitzung vom 24. Mai von dem AfD-Abgeordneten Martin Sichert mit folgender Frage konfrontiert:

"Wir haben seit Mai letzten Jahres eine konstante Übersterblichkeit und das Statistische Bundesamt erklärt, dass diese nicht mit Corona erklärbar sei, und dass man nicht so genau wisse, woher das kommt. (...) Was unternimmt die Bundesregierung denn konkret, um abseits der üblichen Prozesse dieser Übersterblichkeit auf den Grund zu gehen."

Der Minister erklärte den Anwesenden, dass laut seiner Wahrnehmung "eine gewisse Übersterblichkeit in einer solchen Pandemie zu erwarten ist, weil nicht alle Krankheiten gleichzeitig behandelt werden können". Einleitend in der Beantwortung behauptete Karl Lauterbach zudem:

"Die Übersterblichkeit wird wissenschaftlich natürlich untersucht von den Fakultäten, den deutschen Fakultäten. Sie wird untersucht durch die Wissenschaftler, die sich also mit dieser Debatte seit langer Zeit international beschäftigen. Die deutsche Übersterblichkeit wird ja auch untersucht von internationalen Arbeitsgruppen."

Journalist und Blogbetreiber Häring bat diesbezüglicher Darlegung nun beim BMG um die Beantwortung folgender Frage:

"Auf Untersuchungen welcher Universitäten und welcher Arbeitsgruppen (Plural) bezieht sich der Minister mit dieser Aussage? Mir liegt die Aussage eines Wissenschaftlers vor, dem keine derartigen laufenden Untersuchungen zu den Ursachen der Übersterblichkeit in Deutschland bekannt sind."

Die BMG-Pressestelle reagierte mit dem Hinweis und entsprechenden Verlinkungen, dass "neben der Untersuchung und Auswertung der Daten durch das Statistische Bundesamt (Destatis) und das Robert Koch-Institut (RKI), weitere Methoden zur Erfassung und Auswertung der Übersterblichkeit u. a. vom Max-Planck-Institut für Demografie in Rostock und vom Institut für Statistik der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München erarbeitet" würden. Das von Häring in einem Artikel dokumentierte Problem der Beantwortung lautet nun entlarvend:

"Die erste Studie befasst sich mit Daten, die nur bis 2020 reichen, und überhaupt nicht mit Todesursachen, sondern nur mit statistischen Methoden. Sie ist als Antwort auf die Frage, was und ob genügend getan wird, um den URSACHEN der Übersterblichkeit auf den Grund zu gehen, nicht einschlägig.

Wenig überraschend, ist auch die zweite aufgeführte Studie nicht einschlägig, denn sie handelt schon im Titel von der Übersterblichkeit während der COVID-Pandemie und betrachtet nur Daten bis 2020."

Während der Fragestunde im Bundestag vom 24. Mai erfolgte zudem die seitens Lauterbach auffällige zusätzliche Spontanbemerkung in seiner Antwort gegenüber dem AfD-Abgeordneten Sichert. Der Minister bemerkte leicht gereizt:

"Falls Sie – Sichert – hier darauf hinweisen wollen, dass es möglicherweise so wäre, dass die Übersterblichkeit durch die verabreichten Impfungen entstanden ist: Dafür haben wir keinerlei Hinweise, das ist medizinisch nicht plausibel. Das ist eine gefährliche Räuberpistole. Ich würde Sie daher bitten, nicht in diese Richtung auch nur zu gestikulieren."

Zumindest befindet der Kolumnist Michael Andrick bei der Berliner Zeitung das besorgniserregende Thema schon einmal nicht als "Räuberpistole". Sein Artikel trug sechs Tage nach der Lauterbach-Befragung den Titel:

"Hat jemand eine Idee? Warum sind in Deutschland 2021/22 circa 100.000 Menschen mehr gestorben, als statistisch zu erwarten war? Eine neue Studie drängt dem Interessierten viele Fragen auf."

Diese Studie ist anscheinend Lauterbach und dem BMG nicht bekannt oder mutwillig negiert worden. Andrick stellt die einleitende Frage, warum es nachweislich 2020 keine statistisch relevante Übersterblichkeit in Deutschland gab, "obwohl so dramatisch über die Coronapandemie berichtet wurde?". Des Weiteren: "Warum aber stiegen die Todesfälle hierzulande ab April 2021 über die statistisch zu erwartenden Werte an? Was geschah ab April 2021, das vorher nicht geschah? Hat jemand eine Idee?".

Lauterbachs Idee, also Erklärung, lautete am 24. Mai:

"Es haben mehr Menschen ihre Krebsvorsorge nicht wahrgenommen, es haben mehr Menschen ihre Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht so intensiv behandeln lassen können, wie das sonst möglich gewesen wäre. Das sind Nebenwirkungen einer solchen Pandemie, das wird genau untersucht. Und diese Untersuchungsergebnisse werden von uns ausgewertet und zu gegebener Zeit Ihnen auch vorgestellt."

"Von uns ausgewertet" und "zu gegebener Zeit" bedeuten im Lauterbach-Duktus, mit seiner Selbstdarstellung seit Amtsantritt im Dezember 2021, diese Thematik hat im von ihm geleiteten BMG aktuell keinerlei Priorität. Der AfD-Abgeordnete Sichert, einer der wenigen vernehmbaren Lauterbach-Kritiker im Bundestag, hakte daher nach:

"Wenn ich Sie richtig verstanden habe, macht die Bundesregierung keine eigenen besonderen Untersuchungen, obwohl wir Zehntausende Tote mehr haben. (…) Und trotzdem gibt es keine besonderen Untersuchungen, um herauszufinden, woran das liegt? (…) Ich höre von Ihnen nur: "Wir warten auf Statistiken und Auswertungen"."

Lauterbach antwortete erwartungsgemäß ohne inhaltliche Aussage, anders formuliert, mit erwartbaren luftigen Politik-Floskeln (der Link zum Mitschnitt der Befragung, ab Minute 20:40):

"Wie ich bereits ausgeführt habe: Die deutschen Wissenschaftler, die Universitäten, arbeiten an diesen Fragen. Wir sind im engen Austausch auch mit dem Expertenrat für Coronafragen. (…) Sobald wir nähere Erkenntnisse haben zu den detaillierten [betont] Gründen der Übersterblichkeit, kann ich das sagen."

Das Gesamtfazit von Norbert Häring, in Bezug auf die erhaltene BMG-Antwort und Lauterbachs Auftritt im Bundestag, fällt unmissverständlich aus:

"Das Ministerium konnte keine einzige laufende oder abgeschlossene Untersuchung nennen, die die Behauptung Lauterbachs stützen würde, dass die Übersterblichkeit im letzten Jahr und bis heute von den Fakultäten und Universitäten intensiv untersucht werde. Lauterbach hat seinem Ruf als Lügenbaron und Hochstapler wieder einmal alle Ehre gemacht."

Das ist sehr salopp formuliert, aber entspricht nüchtern betrachtet schlicht der politischen Realität der letzten zwei Jahre, Bezug nehmend auf den belegbaren Endloskatalog von fraglichen Mahnungen, Warnungen und Fehldeutungen eines Karl Lauterbach. Der Artikel der Berliner Zeitung stellt noch einmal das Ausmaß des Problems dar:

"Warum sind zum Beispiel 2021 von den 15- bis 29-Jährigen 3,1 Prozent mehr und von den 30- bis 39-Jährigen 3,4 Prozent mehr gestorben, als statistisch zu erwarten war? Und dann im Jahr 2022 von den 15- bis 29-Jährigen 10,5 Prozent mehr und von den 30- bis 39-Jährigen 9,7 Prozent mehr? Was ist diesen Menschen in den Jahren 2021 bis 2022 geschehen, das ihnen vorher nicht geschah? Hat jemand eine Idee?"

Es existiert eine mögliche Antwort in Form der erwähnten und publizierten Studie: "Schätzung der überschüssigen Sterblichkeit in Deutschland im Zeitraum 20202022". Interessierte erfahren laut Studien-Darlegung, dass "die Zahl der Todesfälle im Jahr 2020 nahe an der erwarteten Zahl lag". Des Weiteren:

"Dagegen lag sie 2021 [und 2022 weit] über der erwarteten Zahl. Die hohe Übersterblichkeit begann erst ab April 2021 zu kumulieren (-anzusteigen)."

Im Kapitel zum statistischen Zusammenhang von COVID-Impfungen und Sterblichkeit stellen die beiden Autoren Christof Kuhbandner und Matthias Reitzner dabei fest, "dass die versprochene sterblichkeitssenkende Wirkung der Impfungen in Anbetracht der Daten nicht plausibel ist", so der Journalist Häring in seiner Zusammenfassung der Studienergebnisse erläuternd (hier der Link zu einem Interview zum Thema der Vorgehensweise und Ergebnisse der Studie mit dem Autor Matthias Reitzner).

Das Wort "Übersterblichkeit" ist kein Verschwörungsbegriff, sondern statistische Realität in Deutschland wie auch in anderen Ländern der Welt. Die – bekannte – Strategie der politischen Arroganz, Bezug nehmend auf subjektive Darlegungen wissenschaftlich-politischer Ereignisse, sollte im Jahr 2023 daher schlicht obsolet sein. Die Gründe sich abzeichnender wissenschaftlicher Antworten auf eine erkennbare Übersterblichkeit in Deutschland müssen weiter glaubwürdig untersucht und final klar benannt und kommuniziert werden.

Im Anschluss dann umgehend – medial erläuternd und diskutiert – ihren Weg als Verständnis und Bestandteil der dringend benötigten Aufarbeitung ihren Weg finden. Der grob fahrlässige Fehler einer mutwilligen unterdrückten medial-politischen Diskussion darf sich im Jahr 2023 nicht erneut wiederholen.

Mehr zum Thema - Die Rache vergesslicher Journalisten, Sündenbockjäger und "Schwurbel"-Forscher – der Fall Bhakdi

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