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Testen an Menschen? STIKO empfiehlt nach AstraZeneca-Stopp anderen Impfstoff für unter 60-Jährige

Bereits am 26. März warnte die STIKO das Kanzleramt, den AstraZeneca-Impfstoff nicht mehr an Patienten unter 60 zu verabreichen. Merkel schwieg bis zum 30. März. Die STIKO empfiehlt daher den unter 60-Jährigen, einen anderen Impfstoff als zweite Dosis zu nehmen – trotz ungewisser Verträglichkeit.
Testen an Menschen? STIKO empfiehlt nach AstraZeneca-Stopp anderen Impfstoff für unter 60-JährigeQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler / dpa

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt jüngeren AstraZeneca-Geimpften, ein anderes Vakzin für die Zweitimpfung zu verwenden. Dies ist in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschlussentwurf zur Impfempfehlung der STIKO zu lesen. Anstelle des AstraZeneca-Impfstoffs solle "eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs 12 Wochen nach der Erstimpfung" verabreicht werden. Genannt werden die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna. Ob es eine Wechselwirkung durch zwei unterschiedliche Impfpräparate gibt oder welche Nebenwirkungen dadurch ausgelöst werden können, bleibt allerdings noch vollkommen unklar. 

Der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens sagte im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel dazu, dass Daten aus Tierexperimenten zeigten, "dass die Immunreaktion nach heterologer Zweitimpfung gleich ausfällt". Allerdings müsse noch geklärt werden, "wie gut der Schutz dann beim Menschen ist". Mertens hofft, "dass dazu bald Daten vorliegen".

Da man derzeit aber nicht sagen könne, wie hoch das Risiko einer zweiten Impfung mit AstraZeneca sei – bislang haben diese nur rund 2.000 Personen erhalten – äußert Mertens:

"Der naheliegende Ausweg ist aus meiner Sicht, es gar nicht zu probieren, sondern zur Sicherheit eben als Alternative einen RNA-Impfstoff zu geben."

Bund und Länder waren am Dienstag einer Empfehlung der STIKO gefolgt, den AstraZeneca-Impfstoff in der Regel nur noch an Menschen über 60 Jahre zu verabreichen. Bei 2,7 Millionen verabreichten AstraZeneca-Dosen waren 31 Verdachtsfälle einer sogenannten Hirnvenenthrombose gemeldet worden. Davon verliefen neun Fälle tödlich. In 29 der 31 Fälle waren Frauen betroffen. Die überwiegende Mehrheit der betroffenen Personen ist unter 60 Jahre alt. Einige der tödlichen Fälle traten auf, nachdem die Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff am 18. März wieder aufgenommen wurden.

Ob das alle Fälle seien, konnte Mertens nicht sagen. Er macht deutlich:

"Wir haben sicher eine Dunkelziffer und wir wissen nicht, wie hoch diese ist. Ich gehe aber davon aus, dass sie in der aktuellen Situation relativ klein ausfällt."

STIKO warnte bereits vergangene Woche – Merkel reagiert erst Tage später

Pikant ist, dass die STIKO laut Medienberichten bereits am 26. März Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) ihre Empfehlung mitteilte, AstraZeneca nicht mehr an Jüngere unter 60 zu verabreichen. Eine STIKO-Sprecherin bestätigte dem ZDF: "Am Freitag fand ein Gespräch zur Information zwischen Professor Mertens und dem Bundeskanzleramt statt."

Erst am 30. März reagierten die Bundesregierung und Kanzlerin Merkel. Nach Aussage einer Regierungssprecherin wollte die Bundeskanzlerin zunächst "die Expertise des Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina" anhören.

An dem darauffolgenden Wochenende und am Montag wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) insgesamt 314.383 Erstimpfungen mit AstraZeneca verabreicht. Wie viele Fälle von Hirnvenenthrombosen in diesen Tagen ausgelöst wurden, lässt sich bislang nicht abschätzen.

Noch pikanter: Am Sonntag, den 28. März, spricht Angela Merkel in der Fernsehsendung Anne Will und berichtet von dem Impfangebot "für über 50 Millionen Menschen" bis zum "Ende des zweiten Quartals". Von der Empfehlung der STIKO, dass Millionen Menschen unter 60 Jahre der AstraZeneca-Impfstoff nicht mehr empfohlen werden kann, erwähnt sie nicht.

Bis zur öffentlichen Bekanntgabe der Bundesregierung hatten bereits zahlreiche Kliniken, Landkreise und Städte die Impfung mit AstraZeneca für unter 60-Jährige ausgesetzt, so unter anderen zum Beispiel die Berliner Charité und die Stadt München. Man sah sich gezwungen zu handeln, heißt es. Die Leiterin des Gesundheitsreferats in München Beatrix Zurek erklärte: "Wir haben Verantwortung für alle Menschen, die sich impfen lassen, und auch für die Impfärzte".

Janosch Dahmen, Grünen-Politiker und Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, kritisiert das Zögern der Bundesregierung:

"Die Bundesregierung hat offenbar trotz Wissens um die neuerliche Notwendigkeit von Anpassungen der Impfempfehlung nicht die Abstimmung mit den Leitungen der Kliniken und Impfzentren vor Ort gesucht."

Karl Lauterbach (SPD) hingegen sagte in einer heute-Sendung im ZDF, er hätte nicht anders gehandelt als Merkel und Braun:

"Es war richtig, dass der Entscheidung der STIKO nicht vorgegriffen wurde, weil die Daten das gesamte Wochenende über noch geprüft wurden."

In einem Spiegel-Interview betont der STIKO-Vorsitzende, das Paul-Ehrlich-Institut habe "ein sehr deutliches Signal erkannt, darauf musste die STIKO reagieren". Auf das Zögern von Merkel, Braun und der Bundesregierung geht Mertens nicht ein. Er betont aber, man müsse jetzt die Impfstoffe so umverteilen, damit AstraZeneca nur den über 60-Jährigen verabreicht werde. Die Situation dränge dazu, ansonsten könnte es deutlich mehr Fälle von Hirnvenenthrombosen mit möglicherweise tödlichem Verlauf geben:

"Wenn man 50 Prozent der Gruppe, die wir jetzt ausgeschlossen haben, mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft hätte, könnten das schätzungsweise 150 bis 210 Fälle sein."

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