Gesellschaft

Doppelte Standards – zum Beispiel im Sport: Türkische Sportlerin verweigert Handschlag bei Judo-EM

Wieder einmal ist die Erregung groß: Ein verweigerter Handschlag im Judo lässt die medial erzeugten Emotionen hochkochen. Im konkreten Fall ist die Presse teils schnell mit einem Urteil bei der Hand. Hingegen gibt es viel Verständnis, wenn die Verweigerung von der "richtigen" Seite kommt.
Doppelte Standards – zum Beispiel im Sport: Türkische Sportlerin verweigert Handschlag bei Judo-EMQuelle: www.globallookpress.com © Stephane Allaman/Dppi/Keystone Press Agency

Gegenwärtig finden im französischen Montpellier Judo-Europameisterschaften statt. Dabei verweigerte die türkische Judoka Tuğçe Beder nach dem Wettkampf ihrer israelischen Gegnerin Tamar Malca den Handschlag.

Den Wettkampf in der Klasse bis 48 Kilogramm hatte Beder (23) in der ersten Runde gegen Malca (23) verloren. Die Israelin war daraufhin, wie die dpa berichtet, mit ausgestreckter Hand auf ihre unterlegene Konkurrentin aus der Türkei zugegangen. Beder habe sich jedoch weggedreht und die Matte verlassen. Malca wiederum veröffentlichte diese Szene auf ihrem Instagram-Kanal. Beder kommentierte ihr Verhalten zunächst nicht.

Wie es heißt, hat die Europäische Judo-Union (EJU) auf Anfrage darauf verwiesen, dass nach dem Ende des Kampfes "zwar eine Verbeugung verpflichtend", ein "Handschlag aber nicht vorgeschrieben" sei. Aus diesem Grund sei auch der Kampfrichter nicht eingeschritten.

"Es gab auch danach keine Aktionen, die Anlass für eine etwaige Sanktion gegeben hätten. Der Kampf wurde hart geführt, war aber durchaus fair", kommentierte Otto Kneitinger, Vizepräsident der EJU, die Angelegenheit gegenüber der Nachrichtenagentur.

Kneitinger präzisierte zur Praxis des Handschlags im Judo beziehungsweise seiner Verweigerung weiter:

"Der Vorfall wurde mit beiden Teams nicht weiter diskutiert, eine Handshake-Verweigerung kommt im Judo zwar nicht oft, aber doch vor."

Das unsportliche Verhalten der türkischen Athletin skandalisierte die Bild mit eindeutigem Framing:

"Es ist nicht der erste antisemitische Zwischenfall im Judo, bei dem arabische Sportler u. a. Wettkämpfe gegen israelische Athleten boykottieren. Neu ist, dass diesmal erstmals eine türkische Sportlerin auffiel."

Zudem stellte die Bild das Verhalten der türkischen Judoka in Montpellier in eine Reihe mit ähnlichen Ereignisse und behauptete: "Israelische Sportler sind immer wieder Opfer antisemitischer Vorfälle."

Verweigerte Handschläge sind bei Sportwettkämpfen zwar selten, kommen jedoch immer wieder vor. Während das Verhalten der türkischen Sportlerin von einem Mainstream-Medium eindeutig verurteilt wird – ein schärferes Verdikt als "Antisemitismus" erscheint auf dieser Ebene kaum denkbar –, findet in anderen Fällen der verweigerte Handschlag durchaus Verständnis, sogar Beifall in der westlichen Presse.

So hatte sich etwa die ukrainische Tennisspielerin Marta Kostjuk nach ihrer Niederlage bei den French Open in Cannes im Frühjahr des Jahres geweigert, ihrer weißrussischen Gegnerin Arina Sobolenko die Hand zu geben. Während das anwesende Publikum Kostjuk für ihr unsportliches Benehmen ausbuhte, fanden deutsche Medien anerkennende Worte für das Verhalten von Kostjuk, die damit schon gegen die Teilnahme (!) von Sportlerinnen aus Weißrussland und Russland habe protestieren wollen (RT DE berichtete).

Im Sommer 2023 hatte die ukrainische Fechterin Olga Charlan von sich reden gemacht, als sie ihrer unterlegenen russischen Gegnerin Anna Smirnowa den obligatorischen Handschlag verweigert und ihr stattdessen den Säbel entgegenstreckt und sie mit harschen Worten beschimpft hatte. Daraufhin war Charlan zunächst regelkonform disqualifiziert und suspendiert worden. Doch der Internationale Fechtverband FIE setzte dann die Suspendierung Charlans aus. IOC-Präsident Thomas Bach äußerte sich bewundernd gegenüber Charlan, und der Deutsche Fechter-Bund (DFB) verteidigte Charlans "Abgrüßen mit dem Säbel" als "große menschliche und sportliche Geste". Das "wortwörtliche Auslegen und Anwenden von Regeln" könne nicht verlangt werden (RT DE berichtete). Abgeordnete der ukrainischen Rada forderten sogar, Smirnowa auf Lebenszeit zu disqualifizieren. Die selektive Anwendung von Regeln scheint zum Kennzeichen des internationalen Sports geworden zu sein: Erst vor wenigen Tagen "warnte" das Internationale Olympische Komitee (IOC) Athleten vor gegenseitiger Diskriminierung, allerdings nur in Bezug auf Israel, nicht auf Russland.

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