Europa

Alarm in Kroatien: Das mysteriöse Verschwinden der russischen Jacht "Irina VU"

Kroatische Behörden versuchen seit mehreren Monaten, eine ehemals beschlagnahmte und verplombte Jacht wiederzufinden, die aus dem Hafen einer kroatischen Adriainsel entwendet wurde. Das finale Reiseziel und der aktuelle Liegeplatz bleiben unbekannt.
Alarm in Kroatien: Das mysteriöse Verschwinden der russischen Jacht "Irina VU"© Screenshot: Webseite Superyachttimes

Eine Analyse von Marinko Učur

Obwohl sie ordentlich "plombiert" und am Hafen Betina auf der Adriainsel Murter verankert war, verschwand die 35-Meter-Jacht des russischen Oligarchen Alischer Usmanow auf mysteriöse Weise. Es handelt sich um eine von insgesamt fünf Jachten im Besitz russischer Staatsbürger, die derzeit in Kroatien wegen der verhängten Sanktionen beschlagnahmt sind. Inzwischen wurde bekannt, dass sich die Jacht irgendwo in der Türkei befindet – aber die Schlüsselfrage, wie und mit wessen Unterstützung die Sanktionen des Westens verletzt wurden, bleibt weiterhin ungeklärt.

Niemand weiß etwas, und die "Irina VU" ist schon lange verschwunden, mehr als drei Monate. Die Verantwortung wird bei der Regierungsspitze bzw. im zuständigen Ministerium gesucht. Dieses Versäumnis wird als Unfähigkeit Kroatiens wahrgenommen, jene unter Sanktionen stehenden Vermögenswerte unter Kontrolle zu halten, und die Medien haben auf der Suche nach den Schuldigen ein großes Fass aufgemacht und behaupteten, dies sei ein unglaubliches Versäumnis.

In der Zwischenzeit entließ der Minister für See, Verkehr und Infrastruktur der Regierung von Premierminister Andrej Plenković, Oleg Butković, drei Offiziere, die er für den Skandal verantwortlich macht. Er bestätigte, dass sich die Jacht während des Auslaufens aus den kroatischen Hoheitsgewässern bei der Hafenbehörde in Dubrovnik gemeldet hat und die Besatzung eine Genehmigung zum Auslaufen erhalten hatte, da die Hafenbehörde "keine Kenntnis davon hatte, dass es Jachten in Kroatien gab, die beschlagnahmt und versiegelt waren".

Die offizielle Ermittlung hat bislang ergeben, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt ins Stocken geraten ist, dass die Jacht bereits vor drei Monaten im Schutz der Nacht vom "trockenen Liegeplatz" des Hafens Betina auf der Insel Murter gestohlen worden und dass eine fast identische Jacht in den Hafen eingelaufen war. Die "Irina VU" war im türkischen Hafen von Didim am Ägäischen Meer gesichtet worden, was das zuständige Ministerium in Zagreb erst kürzlich erfuhr. Wie sehr alles als beispiellose Blamage, aber auch als Sicherheitsversagen empfunden wurde, bestätigt die Tatsache, dass alle staatlichen Sicherheits- und Geheimdienststrukturen in die Ermittlungen eingebunden sind und ein internationaler Haftbefehl vorbereitet wird.

Inoffizielle Informationen, an die die kroatischen Medien gelangten, bestätigen die Behauptungen, dass selbst die örtliche Polizei keine offiziellen Informationen oder Akten zur Verfügung gehabt hatte, wonach für die Jacht ein Auslaufverbot vorlag. Aus diesem Grund hatte die Grenzpolizei keinen Grund, die "Irina VU" aufzuhalten, als sie, was später durch Überprüfung der Daten auf der spezialisierten Webseite marinetraffic.com bestätigt wurde, am 6. Oktober 2022 gegen 10 Uhr die kroatischen Hoheitsgewässer verlassen hatte. Wie ist es möglich, dass jemand eine Jacht stiehlt und die Behörden erst nach drei Monaten davon erfahren? Das ist eine wesentliche Frage, auf die es noch keine Antwort gibt.

"In diesem Fall hatte unser Ministerium Maßnahmen ergriffen, und alle anderen Stellen, einschließlich des Innenministeriums, mussten davon erfahren", rechtfertigt sich Alen Gospočić, Staatssekretär im Ministerium für See, Verkehr und Infrastruktur, und fügt hinzu:

"Unmittelbar nachdem das Eigentum mit russischen Oligarchen in Verbindung gebracht worden war, die auf der EU- und US-Sanktionsliste stehen, wurde die Jacht plombiert, die Eigentümer darüber informiert, dass sie nicht über ihr Eigentum verfügen können, und der Hafenmeister hat jeglichen Zugang zur Jacht untersagt."

Es gäbe "Hunderte von Schiffen im Hafen, und der Hafenmeister kann nicht kontrollieren, welche Wasserfahrzeuge angedockt sind und welche nicht. Aber nun wurde eine eingehende Untersuchung eingeleitet, in der alles geklärt wird", erklärte Gospočić und deutete die Möglichkeit an, dass die Ermittlungsbehörden möglicherweise auch die Namen derjenigen haben, die verdächtigt werden, mit der Jacht ausgelaufen zu sein. Was den Zugang von Jachten im Hafen Betina angeht, bestehen übrigens keinerlei Einschränkungen, und dazu ist keine physische Sicherheit gewährt, sodass alle dort ankernden Schiffe freie Zufahrt haben.

Die kroatische Öffentlichkeit, die mit dieser öffentlichen Blamage unzufrieden ist, sucht immer noch nach einer Antwort auf die Frage: Wie ist es möglich, dass eine große Jacht, die von einem Mitgliedsstaat der NATO, der EU, dass das Schengen-Protokoll einzuhalten hat, gestoppt und plombiert wurde, nun einfach verschwunden ist? Wie ist es möglich, dass eine unter kroatischer Flagge fahrende Jacht dreist und unbemerkt gestohlen wird und der Staat Kroatien als unzuverlässiger Partner bei der Durchsetzung antirussischer Sanktionen der Lächerlichkeit ausgesetzt wird?

Wie üblich in Situationen, in denen wohlhabende russische Bürger ins Visier genommen werden, suchten die Medien eilig eine Verbindung zwischen Usmanow und dem Kreml und stellten fest, dass der Eigentümer der Fünf-Millionen-Euro-Jacht und seine Frau Irina enge Freunde des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind. Formaler Eigentümer der Jacht ist zwar die Firma "Leraux Jachts (Cayman) LTD" von den Kaimaninseln, dies wird aber merklich außen vor gelassen, um die Verbindung der russischen Staatsführung mit jenen Oligarchen aufzuzeigen, die von westlichen Sanktionen geschädigt sind.

Mehr zum Thema Maßnahmen, an die man sich erinnert ‒ Außenministerium zur Kontensperrung bei RT France

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.