Europa

Spanien: Corona-Krise frisst Fortschritte seit der Euro-Krise

Die sozialen Auswirkungen der Corona-Krise sind in vielen europäischen Ländern noch gravierender als in Deutschland. In Spanien, das 2014 in einer tiefen wirtschaftlichen Krise steckte und sich langsam wieder erholt hat, sind die Fortschritte der letzten Jahre teilweise aufgezehrt.
Spanien: Corona-Krise frisst Fortschritte seit der Euro-KriseQuelle: www.globallookpress.com © Chris Emil Janssen via www.imago/www.imago-images.de

Ein jüngst erschienener Bericht der spanischen Hilfsorganisation Caritas zeigt die Folgen, welche die Corona-Krise für die Menschen in Spanien mit sich brachte. Die Armut ist deutlich angestiegen.

Spanien war im Jahr 2014 schwer von der Euro-Krise betroffen. Die jahrelang als Konjunkturmotor dienende Bauwirtschaft brach ein, mehrere Banken mussten gerettet werden und die Arbeitslosigkeit stieg auf Rekordhöhen. So waren 2014 etwa 55 Prozent der Jugendlichen arbeitslos.

In den letzten Jahren hatte sich die Lage etwas gebessert; aber durch COVID-19 und deren massive Folgen, die die Pandemie unter anderem in dem für Spanien lebenswichtigen Tourismussektor hatte, lag die Jugendarbeitslosigkeit am Ende des ersten Halbjahres 2021 wieder bei 38 Prozent.

Insgesamt wuchs die Arbeitslosigkeit bis zum Anfang dieses Jahres auf 16,3 Prozent, fiel dann aber bis Jahresmitte leicht auf 15,3 Prozent. Mindestens 300.000 Stellen, die mit der Pandemie verloren gingen, sind womöglich dauerhaft verschwunden. Gleichzeitig nahm die Anzahl befristeter Arbeitsverhältnisse massiv zu, sie machen jetzt jede vierte Anstellung aus.

Der Anteil der Haushalte, in denen alle arbeitsfähigen Personen arbeitslos sind, stieg von 5,9 Prozent im Jahr 2018 auf 10,3 Prozent. 10,7 Prozent der Haushalte sind mit den Mietzahlungen im Rückstand.

Die Caritas folgt in ihrer Sozialberichtserstattung dem Deprivationsansatz; was bedeutet, dass sie anhand einer Liste von Indikatoren aus unterschiedlichen Lebensbereichen (Wohnverhältnisse, Gesundheitssituation, Arbeitsverhältnisse, Konsum, Einsamkeit etc.) ermittelt, wie sehr Menschen von Armut betroffen sind, und nicht anhand einer eher willkürlich gesetzten Einkommensgrenze. Dabei wird die Bevölkerung in vier Gruppen unterteilt: von völlig integriert bis hin zu völlig ausgeschlossen – je nachdem, in wie vielen Bereichen Mangel herrscht. Um diese Zahlen zu ermitteln, wurden 7.000 Haushalte untersucht.

Der Anteil der Menschen, die massiv ausgeschlossen sind, beträgt nach den Zahlen der Caritas 10,7 Prozent der Haushalte oder ungefähr 6 Millionen Menschen in Spanien. Diese Zahl übersteigt sogar die Werte von 2014; und sie ist durch die Corona-Krise um zwei Millionen angewachsen.

Auch Beschäftigung schützt nicht mehr vor Mangel; bezogen auf die Arbeitssituation der Haushaltsmitglieder war der Anstieg der Armen unter den prekär Beschäftigten am größten. Dabei zählt als "prekär beschäftigt", wer mehr als drei Arbeitsverträge oder mehr als drei Arbeitgeber im selben Jahr hatte oder mehr als drei Monate arbeitslos war.

Dabei haben sich von den teilweise Ausgeschlossenen 48,4 Prozent im Jahr 2020 keine medizinische Behandlungen leisten können, von den massiv Ausgeschlossenen ganze 66,8 Prozent; beides deutliche Anstiege gegenüber 2018.

Selbst eine gute Ausbildung scheint vor einem sozialen Abstieg nicht mehr zu schützen; das ist – nach Angaben der Caritas – eine neue Entwicklung, die es in dieser Form 2014, also auf dem Höhepunkt der Euro-Krise, noch nicht gab. So stieg bei den Menschen ohne Schulabschluss der Anteil der Ausgeschlossenen von 22,3 auf 33,7 Prozent, was deutlich höher ist als der bei den Menschen mit Hochschulabschluss, der sich von 6,9 auf immerhin 15,3 Prozent erhöhte. Aber bei Letzteren hat sich damit der Wert sogar mehr als verdoppelt. Gleiches gilt für Fachschüler oder Studierte mit einem Bachelor-Abschluss; auch bei ihnen stieg der Anteil der Armen von 13,9 auf 26 Prozent.

Die weitere Entwicklung ist noch völlig offen, da sie insbesondere davon abhängt, ob sich der Tourismussektor wieder erholen kann. Aber ein großer Teil der wirtschaftlichen Erholung nach 2014 wurde zunichte gemacht.

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