Asien

"Genug ist genug" – Gericht ordnet Auflösung des chinesischen Immobilienriesen Evergrande an

Seit über zwei Jahren kämpft das zweitgrößte, chinesische Immobilienunternehmen ums Überleben. Nun scheint der Kampf endgültig verloren. Der Riese, der 2020 noch rund 65 Milliarden Euro Umsatz machte, soll auf gerichtliche Anordnung abgewickelt werden.
"Genug ist genug" – Gericht ordnet Auflösung des chinesischen Immobilienriesen Evergrande anQuelle: AFP

Die Sanierung des chinesischen Immobilienriesen Evergrande ist gescheitert. Ein Gericht in Hongkong ordnete nun die Abwicklung an. Die zuständige Richterin Linda Chan sagte am Montag, sie halte den Schritt in Anbetracht des "offensichtlichen Mangels an Fortschritten seitens des Unternehmens bei der Vorlage eines tragfähigen Umstrukturierungsplans" für angemessen.

Das Gericht habe bei der letzten Anhörung im Dezember sehr deutlich gemacht, dass es einen "vollständig formulierten und realisierbaren Vorschlag" erwarte, fügte Chan hinzu. Dann kam die Anordnung zur Abwicklung. Die BBC zitierte die Richterin mit den Worten:

"Genug ist genug."

Der Immobilienkonzern, mit vollem Namen China Evergrande Group, ist nach Umsatz der zweitgrößte in China. Kern seines Geschäfts sind die Entwicklung und der Verkauf von Immobilien, in erster Linie Wohnungen. Das Unternehmen befindet sich bereits seit Jahren in Schwierigkeiten.

Schon Ende Juni 2021 sollen die Verbindlichkeiten bei umgerechnet über 250 Milliarden Euro gelegen haben, der Unternehmenswert brach stark ein. Etwas mehr als zwei Jahre später, im August 2023, beantragte Evergrande Gläubigerschutz nach US-Recht (Artikel 15). Das löste, so die BBC am Montag, damals "Schockwellen" in der Finanzwelt aus.

Aktienkurs bricht ein

Laut Einschätzung der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg dürfte die angeordnete Liquidierung von Evergrande ein "schwieriger Prozess" und "Testfall" werden, und zwar dafür, wie weit der Zugriff des Gerichts in Hongkong auf Werte auf dem chinesischen Festland tatsächlich geht.

Die meisten von dem Konzern gebauten Immobilien stehen dort. Eine weitere Frage sei, ob und wie weit Masseverwalter aus Hongkong von chinesischen Gerichten anerkannt würden. Es gibt zwar ein entsprechendes Abkommen, ohne ausreichend Akzeptanz hätten diese allerdings nur sehr begrenzt Zugriff auf Vermögen auf dem Festland.

Die aktuelle Nachricht ging auch an Chinas Aktienmarkt nicht spurlos vorüber. Am Montag brach der Kurs von Evergrande an der Börse in Shanghai (SSE) um knapp 21 Prozent ein, anschließend wurde der Handel mit Aktien des Unternehmens und denen einer Tochtergesellschaft für Elektrofahrzeuge ausgesetzt. Laut BBC hat Evergrande inzwischen laut Schätzungen Schulden von umgerechnet knapp 300 Milliarden Euro.

Konzernchef festgenommen

Mit der Abwicklung sollen die Bestände des Konzerns abverkauft und seine Schulden so weit wie möglich abbezahlt werden. Ein Gläubiger hatte 2022 in Hongkong den Antrag auf die Liquidierung von Evergrande gestellt, das Verfahren zog sich allerdings in die Länge. Anfang Dezember hatte Richterin Chan dem Unternehmen für die Vorlage eines Umstrukturierungsplans noch einen Aufschub gewährt, um die drohende Abwicklung abzuwehren. Diese Frist war am Montag verstrichen.

"Das Unternehmen hat sich die Auflösung selbst zuzuschreiben", wurde ein Anwalt der Gläubigerseite, Fergus Saurin, nach Bekanntgabe der Entscheidung des Gerichts in Hongkong zitiert. Evergrande habe es versäumt, mit seinen Gläubigern in einen Dialog zu treten.

Evergrande steht im Mittelpunkt der Krise des chinesischen Bausektors. Chinas Behörden hatten 2020 mit Beschränkungen bei Krediten auf die ausufernde Verschuldung der gesamten Branche reagiert. Besonders bei Evergrande führte das zu Zahlungsausfällen und Projektabbrüchen.

Im März dieses Jahres bot Evergrande seinen Gläubigern an, ihre Schulden gegen neue, vom Unternehmen ausgegebene Wertpapiere und Aktien zweier Tochtergesellschaften einzutauschen. Im September wurde Konzernchef Xu Jiayin in China festgenommen, die Aktienkurse stürzten wieder ab. Der Handel mit den Aktien des Baukonzerns wurde daraufhin eingestellt, Anfang Oktober jedoch wieder aufgenommen. Behördliche Untersuchungen gegen eine weitere Tochterfirma sorgten für weitere Unsicherheit.

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