Afrika

Ex-Facebook-Moderator in Kenia klagt gegen Meta: Wegen Arbeitsbedingungen und Menschenhandels

Ein ehemaliger Facebook-Moderator in Kenia hat eine Klage gegen Meta, den Mutterkonzern von Facebook, und dessen lokalen Partner Sama eingereicht. Bei der Klage geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen – doch der Ex-Mitarbeiter wirft dem Konzern auch Menschenhandel vor.
Ex-Facebook-Moderator in Kenia klagt gegen Meta: Wegen Arbeitsbedingungen und MenschenhandelsQuelle: AFP © Kirill Kudryavtsev

Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hat ein ehemaliger Moderator von Facebook in Kenia, Daniel Motaung, Klage gegen den Mutterkonzern Meta und dessen lokalen Partner Sama eingereicht. In der Klage wirft der ehemalige Mitarbeiter den beiden Unternehmen vor, dass die Facebook-Moderatoren in Kenia unzumutbaren Arbeitsbedingungen ausgesetzt seien. Dies umfasse unregelmäßige Bezahlung, unzureichende psychologischer Betreuung, Gewerkschaftsfeindlichkeit und die Verletzung der Privatsphäre und Würde der Mitarbeiter.

Motaung, der die Klage im Namen einer Gruppe einreichte, verlangt eine finanzielle Entschädigung. Zudem sollen die "ausgelagerten" Moderatoren die gleiche Gesundheitsversorgung und den gleichen Lohn wie die unmittelbaren Meta-Beschäftigten erhalten. Außerdem sollen Gewerkschaftsrechte geschützt und solle eine unabhängige Prüfung des Unternehmens durchgeführt werden.

Motaung wurde laut eigenen Angaben 2019 aus Südafrika rekrutiert, um für Sama in Nairobi zu arbeiten. Motaung erklärte, dass ihm vor seiner Ankunft keine Einzelheiten über die Art der Arbeit mitgeteilt wurden, bei der er Facebook-Posts überprüfte. Die Mitarbeiter würden mit irreführenden Stellenangeboten in anderen Ländern rekrutiert und wären unter falschen Versprechungen nach Kenia geflogen worden. Das sei mit Menschenhandel gleichzusetzen, so der Kläger.

Das erste Video, das Motaung nach eigenen Angaben moderierte, habe eine Enthauptung gezeigt. Der ehemalige Mitarbeiter sagte, weder sein Gehalt und noch die psychologische Unterstützung seien ausreichend, um mit derartigen, verstörenden Inhalten fertig zu werden. Gegenüber Reuters sagte Motaung:

"Bei mir wurde eine schwere PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) diagnostiziert [...] Ich lebe ... wie in einem Horrorfilm."

Die Anwälte von Motaung erklärten, dass Meta und Sama ein gefährliches und entwürdigendes Umfeld geschaffen hätten, in dem die Arbeitnehmer nicht den gleichen Schutz genießen wie in anderen Ländern. So sagte seine Anwältin Mercy Mutemi:

"Wenn man sich in Dublin nicht zwei Stunden lang schädliche Inhalte ansehen darf, sollte das überall die Regel sein."

Und sie ergänzte:

"Wenn sie [dort] einen Psychologen auf Abruf haben müssen, sollte das überall gelten."

Kurz nachdem er bei Sama angefangen hatte, soll Motaung auch versucht haben, eine Gewerkschaft zu gründen, um sich für die rund 200 Beschäftigten des Unternehmens in Nairobi einzusetzen. Kurz darauf sei er entlassen worden, was er und seine Anwälte auf seinen Versuch einer Gewerkschaftsgründung zurückführen. Die Kläger weisen dabei darauf hin, dass jedoch Gewerkschaftsrechte in der kenianischen Verfassung verankert seien. Die Erfahrungen von Motaung wurden erstmals in einem Bericht aufgedeckt, den das Time Magazine im Februar veröffentlichte.

Ein Meta-Sprecher erklärte zu den Vorwürfen gegenüber Reuters:

"Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber den Menschen, die Inhalte für Meta prüfen, sehr ernst und verlangen von unseren Partnern, dass sie branchenführende Gehälter, Leistungen und Unterstützung bieten. Außerdem ermutigen wir die Prüfer von Inhalten, Probleme anzusprechen, wenn sie darauf aufmerksam werden, und führen regelmäßig unabhängige Audits durch, um sicherzustellen, dass unsere Partner die hohen Standards erfüllen, die wir erwarten."

Das Partnerunternehmen von Meta vor Ort, die Firma Sama, lehnte Reuters zufolge eine Stellungnahme zu dem Fall ab. Die konkreten Forderungen der Klage sind detaillierter und weitreichender als in früheren Fällen und könnten auch über Kenia hinaus Wirkung zeigen. Odanga Madung, ein Mitarbeiter der "Mozilla Foundation", einer in den USA ansässigen gemeinnützigen Organisation, die sich für die Rechte im Internet einsetzt, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur:

"Dies könnte Auswirkungen haben. Facebook wird viel darüber preisgeben müssen, wie es seine Moderation einsetzt."

Weltweit überprüfen Tausende von Moderatoren Beiträge in sozialen Medien, die Gewalt, Sex, Rassismus oder andere anstößige Inhalte darstellen könnten. Viele von ihnen arbeiten nicht direkt für das Technologieunternehmen, sondern für dessen externe Auftragnehmer.

Meta wurde bereits wegen der Arbeitsbedingungen von Moderatoren unter die Lupe genommen. Letztes Jahr genehmigte ein kalifornischer Richter einen 85-Millionen-US-Dollar-Vergleich zwischen Facebook und mehr als 10.000 Moderatoren, die das Unternehmen beschuldigt hatten, sie nicht vor psychischen Schäden geschützt zu haben, die durch den Kontakt mit grafischen und gewalttätigen Bildern entstanden waren.

Facebook räumte in dem kalifornischen Fall zwar kein Fehlverhalten ein, erklärte sich aber zumindest bereit, Maßnahmen zu ergreifen, um solchen Moderatoren, die bei Drittanbietern beschäftigt sind, ein sichereres Arbeitsumfeld bieten zu lassen.

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